Georg Büchner
Leonce und Lena, Zweiter Akt
Mit diesem Buch habe ich versucht, den zweiten Akt von Büchners Leonce und Lena typografisch zu inszenieren und gewissermaßen meine Vorstellung vom Buch als Bühne wörtlich zu nehmen. Geschriebene (gedruckte) Sprache, die für gesprochene Sprache steht, ist im Falle eines Theaterstücks besonders interessant. Der Buchraum muss zum Bühnenraum werden, die Schrift zur Sprache. Fragen tauchten auf wie: Wird große Schrift immer nur als laute Sprache wahrgenommen oder kann sie auch die besondere Bedeutung einer leisen Passage hervorheben? Steht schräg gestellte Typografie für Dynamik, Unruhe, Konfusion? Versteht es der Leser/Zuschauer, wenn das aneinander Vorbeireden im Dialog von Valerio und Leonce durch das Auf-den-Kopf-Stellen eines Textes dargestellt wird? Dass man den Dialog also nie zusammenhängend lesen kann, sondern immer nur einen Part, weil man zum Lesen des anderen das Buch auf den Kopf stellen muss. Die typografische Inszenierung wird unterstützt durch zehn Original-Filmfotos, die für bestimmte Personen des Stücks stehen. Es handelt sich um Schwarz-Weiß-Fotografien, wie sie früher von Kinos zur Werbung benutzt wurden. Sie zeigen meistens mehr oder weniger berühmte Schauspieler oder Filmszenen. Da es sich um originale Einzelstücke handelt, sind es in jedem Exemplar der Auflage verschiedene Fotos. Die Kriterien zur Auswahl der Fotos orientierten sich an den jeweiligen Situationen im Stück. Zum Beispiel benötigte ich mal eine junge und eine ältere Frau, um Lena und ihre Gouvernante darzustellen; mal mussten es ein ernster Mann und ein lustiger sein, um Leonce und Valerio zu zeigen. Dabei war es unerheblich, welche Schauspieler das Foto zeigte, sie mussten nur dem gesuchten Typ entsprechen.
84 Seiten, Fabriano-Bütten Disegno 5, Handsatz und Buchdruck, 10 Original-Filmfotos, Halbgewebeband mit Leinenecken,
27 x 38,5 cm, 10 drucknummerierte und signierte Exemplar. Lahnstein 1989. (vergriffen)