Günter Eich, Unter Wasser
Nach Büchners Leonce und Lena hatte ich mich mit Günter Eichs Unter Wasser zwar wieder für ein Theaterstück entschieden (wenn auch eins für Marionetten), hatte aber nicht vor, den Text typografisch inszenierend zu gestalten. Daher sind Text und Illustrationen bewusst voneinander getrennt. Es gibt nur hin und wieder kurze Zitate aus dem Stück auf den Illustrations-Seiten, die aber eher wie Comic-Sprechblasen auftauchen. 21 Doppelseiten des Buchs werden zur Bühne für die Illustrationen. Hier zeigt sich, warum das Buch ein so schmales, hohes Format hat: Einerseits verstärkt es den Eindruck, tief unten am Grunde des Meers zu sein, und anderseits entsteht Raum für die langen Fäden (gedruckt mit Messinglinien), an denen die Marionetten hängen. Eichs Stück spielt tatsächlich unter Wasser. Elias Johnson ist als Matrose bei der Schlacht von Trafalgar ertrunken. Nun sitzt er am Meeresgrund und versucht, seine Memoiren zu schreiben. Er lebt mit Friederike, einer Meerjungfrau, zusammen. Ein Engel, der ihn für den alttestamentarischen Abimelech hält, besucht ihn. Er fordert ihn auf, die Arche zu bauen. Sein Nachbar Noah sei irrtümlich erwählt worden. Im Verlauf des Stückes treten außerdem auf: ein Tintenfisch, Agnes Bernauer (1435 wegen Hexerei angeklagt und in der Donau ertränkt), ein Fischschwarm, ein alter Krebs, eine Seeschlange, ein Hai, Fische und Meeresgetier aller Art, ein Hausierer. Für die Illustrationen habe ich hauptsächlich Originalholzstiche verwendet, die ich meinem früheren Professor Hans Peter Willberg verdanke (hergestellt wurden sie um die Jahrhundertwende zur Bebilderung eines Werkzeugkatalogs). Hans Peter hatte mir einen großen Teil seiner Holzstichsammlung geschenkt. Mit Messinglinien, Linolflächen und Hühnerfedern (für die Flügel des Engels) kombiniert, bilden sie das Material, aus dem die Illustrationen zusammengesetzt sind. Gedruckt ist das Buch auf handgeschöpftes blaues Japanpapier, das eine Herausforderung für den Buchdruck bedeutete, da es relativ dünn und nicht gleichmäßig stark ist. Das Ergebnis rechtfertigte aber alle Anstrengungen. Selbst die feinsten Linien der Holzstiche ließen sich, mit entsprechender Farbführung, zufriedenstellend auf das raue Papier drucken. Auch die buchbinderische Verarbeitung erforderte eine spezielle Herangehensweise. Der Pappband, kaschiert mit einer dunkelblauen Variante des handgeschöpften Japanpapiers, wurde von Ines adäquat umgesetzt.
112 Seiten, handgeschöpftes Japanpapier, Handsatz und Buchdruck, Pappband mit aufgeklebten Titelschildchen,
11,5 x 30 cm, 100 nummerierte und signierte Exemplare. Lahnstein 1990.